Frauen in der DDR, die von den Vorgaben sozialistischer Frauenbilder abwichen, mussten meist Erfahrungen von staatlicher Repression und gesellschaftlicher Ausgrenzung machen. Trotz vielversprechenden Ansätzen bestehen immer noch viele Wissenslücken zu einer geschlechtsspezifischen DDR-Geschichte. Zwischen dem 18. und 21.11.2021 haben mehrere Gruppen konkrete, ausgewählte Forschungsfragen und unsere archivarischen Fundstücke mit anderen Interessierten und Expert:innen in kleinen Runden zu diskutiert und ausgewertet. Im Mai 2022 erschien ein LaG-Magazin mit sämtlichen Ergebnissen der Geschichswerkstatt.
Marginalisierte Frauen(-Gruppen) in Ost-Berlin – Partizipative Forschungsansätze zu unterrepräsentierten Erfahrungsräumen
Frauen in der DDR, die von den Vorgaben sozialistischer Frauen- und Familienbilder abwichen, mussten in aller Regel Erfahrungen von staatlicher Repression und Kriminalisierung, aber auch von gesellschaftlicher Abwehr und Ausgrenzung machen. Diese Devianzen konnten politisch-oppositioneller Natur sein, sie konnten sozioökonomische Ursachen haben oder sich in subkulturellen oder künstlerischen Szenen verorten. Erst im letzten Jahrzehnt erfuhren diese Frauen(-gruppen) eine nennenswertere Aufmerksamkeit. Es entstanden Forschungsprojekte und weitere Aufarbeitungsinitiativen, deren Ergebnisse mittlerweile vorliegen und zeigen, wie DDR-Geschichte geschlechtsspezifisch geschrieben werden kann.
Trotz dieser vielversprechenden Ansätze bestehen, so hat es auch unsere kürzliche Veranstaltungsreihe zu diesem Thema gezeigt, noch viele Wissenslücken und Leerstellen. Das haben wir zum Anlass genommen, gezielt konkrete Themen und Forschungsfragen aufzugreifen und damit in die Archive zu gehen. Wir laden nun herzlich dazu ein, unsere archivarischen und sonstigen Fundstücke gemeinsam mit anderen Interessierten, Expert:innen und Zeitzeug:innen in kleinen Runden zu betrachten, zu diskutieren und auszuwerten. Unser Ziel ist zu zeigen, welche geschlechtsspezifischen Fragen gestellt werden können und exemplarisch auch, wie mögliche Antworten darauf aussehen.
Tagungsorte waren das Haus der Demokratie und Menschenrechte sowie der Lernort Keibelstraße.
Programm
18. November 2021
19:00 Uhr Eröffnung der Tagung / Einführung / Vorstellung der Themen der Forschungsworkshops (Ulrike Rothe und Rebecca Hernandez Garcia)
Fachinputs in den einzelnen Gruppen
Thema I: Geschlechtsspezifische Erfahrungen von Frauen in Haft
Input: Alexandra Pohlmeier
Thema II: Themen, Programmatik und Selbstverständnis des AK Homosexuelle Selbsthilfe Lesben in der Kirche
Input: Maria Bühner
Thema III: Frauen in der Ost-Berliner Punkszene
Input: Ulrike Rothe
19. November 2021
09:30–12:00 Uhr Forschungsworkshops (in Präsenz)
Workshop I: Hafterfahrungen
Rebecca Hernandez Garcia (Leitung) und Sandra Czech (Expertise)
Workshop II: Lesben in der Kirche
Jona Esther Schapira (Leitung) und Dr. Jessica Bock (Expertise)
Workshop III: Frauen in der Punkszene
Ulrike Rothe (Leitung) und Anne Hahn (Expertise)
Mittagspause
13:00–15:00 Uhr Fortsetzung der Arbeit in den Workshops (in Präsenz)
16:00–17:00 Uhr Vorstellung von Projekten (digital)
Lotte Thaa: Ausstellung „Rosarot in Ost-Berlin. Erkämpfte Räume im Umbruch“
Sandra Czech: Forschung zur Strafvollzugsabteilung für Frauen Berlin-Köpenick, Grünauer Straße
Sabrina Saase: Archivarbeit zwischen Wissenschaft und Kunst
19:30 Uhr Gespräch mit Zeitzeuginnen (digital)
Moderation: Friederike Mehl
20. November 2021
09:30–12:00 Uhr Weiterführung der Arbeit in den Workshops (in Präsenz)
Mittagspause
13:00–14:00 Uhr Abschluss in den Workshops und Vorbereitung der Auswertungsrunde
14:00–16:00 Uhr Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops
Durchgeführt und organisiert wurde die Geschichtswerkstatt von Ulrike Rothe (Agentur für Bildung e.V.).
Gefördert wurde das Projekt durch den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.