Mit Pia Heine
Datum: 25.10.2023
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Der Blick auf das Phänomen Kriminalität hat sich in 40 Jahren Staatssozialismus der DDR nach und nach gewandelt: Galt Kriminalität zunächst als Erscheinungsform des Klassenkampfes, wurde sie spätestens ab den 1960er-Jahren als Relikt bürgerlicher und kapitalistischer Sozialisation betrachtet. Erst in den 1980er-Jahren ging man dazu über, kriminelles Handeln stärker als Ausdruck von Widersprüchen innerhalb der Gesellschaft und des Mangels an persönlicher Entfaltung und Handlungsmöglichkeiten zu verstehen. Als wirksamstes Mittel der Kriminalitätsbekämpfung galt gemeinhin die Strafe. Die Aufgabe des Strafvollzugs in der DDR lag neben Bestrafung und Abschreckung potenzieller Straftäter:innen in der „Umerziehung“ straffällig gewordener Bürger:innen mit dem Ziel, sie wieder in die sozialistische Gesellschaft einzugliedern. Im Web-Seminar soll anhand des Fallbeispiels der Strafvollzugseinrichtung Waldheim, einem der größten Gefängnisse in der DDR, die Frage nach dem Umgang der DDR mit ihren Kriminellen diskutiert werden. Dafür werden erste Ergebnisse des seit Oktober 2020 laufenden Promotionsprojekts zum Thema „Umgang mit Kriminalität und Kriminellen im Strafvollzug der DDR. Das Zuchthaus Waldheim 1950-1989/90“ (Arbeitstitel) präsentiert.
Zur Person
Pia Heine ist derzeit Doktorandin am Historischen Seminar der FSU Jena. Nach ihrem Lehramtsstudium der Fächer Geschichte, Deutsch und Französisch an der TU Dresden absolvierte sie zunächst ein wissenschaftliches Volontariat in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und wirkte anschließend an verschiedenen Ausstellungsprojekten mit. Nach vier Jahren als Büroleiterin eines Abgeordneten in Leipzig ist sie seit Oktober 2020 Promotionsstipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit vielen Jahren ist sie zudem freiberuflich im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig, beispielsweise als Besucherbegleiterin im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.