Mit Christina Schwarz, Universität Leipzig
Datum: 08. November 2022
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Die außerschulische Jugendbildung ist ein zu oft zu wenig beachtetes, wenngleich unverzichtbares und wichtiges Element der gegenwärtigen Bildungslandschaft. Die zentralen Prinzipien der außerschulischen Vermittlungsarbeit – Freiwilligkeit, Ergebnisoffenheit, Langfristigkeit, Teilnehmenden- und Handlungsorientierung – bergen das Potential an die Lebenswirklichkeit junger Menschen anzuschließen und öffnen einen Raum, um politische sowie (zeit)historische Fragen kontrovers auszuhandeln. Sie stellen damit ein wesentliches Komplement zur schulischen Bildung dar.
Zugleich zeigen sich im Praxisfeld der außerschulischen Geschichtsvermittlung aber auch große Herausforderungen: So soll die historisch-politische Bildungsarbeit den Prinzipien des Beutelsbacher Konsens entsprechen. Doch gerade auf dem Feld der DDR-Geschichte, die quasi noch qualmt, zeigt sich, dass die Themen oft hochemotional verhandelt werden. Wie also umgehen, mit den zum Teil kontroversen Erwartungen, die an die Bildungsformate gerichtet werden? Die strukturellen Bedingungen verschärfen die Problemlagen häufig zusätzlich: Ist es in zweistündigen Vermittlungsformaten tatsächlich möglich, die Perspektiven der jugendlichen Teilnehmer*innen sichtbar zu machen und an deren Lebenswelt anzuknüpfen?
Das Online-Seminar widmete sich dem komplexen Praxisfeld der außerschulischen Jugendbildung. Es fragt nach Perspektiven auf DDR, 1989/90 und die Nachwendezeit, auch nach solchen, die eventuell fehlen. Und es möchte für die verschiedenen Umgangsweisen mit und Aneignungen von Geschichte sensibilisieren. Zugleich wird es für die Teilnehmenden des Online-Seminars die Möglichkeit geben eigene Positionen, Standpunkte und Vermittlungsnarrative zu besprechen.
Zur Person
Christina Schwarz war mehrere Jahre in der Gedenkstätte Amthordurchgang in Gera tätig. Diese befindet sich auf dem ehemaligen Gelände einer Untersuchungshaftanstalt des MfS bzw. der Gestapo. Dort hat sie viele positive Erfahrungen in der außerschulischen Bildungsarbeit mit Jugendgruppen gemacht, kennt aber auch die Probleme, Fragen, Herausforderungen der praktischen Arbeit. Seit Januar 2019 arbeitet sie im Forschungsprojekt „Soziologie der außerschulischen Geschichtsvermittlung“ am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Das Projekt ist Teil des Forschungsverbundes „Das umstrittene Erbe von 1989“. Im Rahmen des Forschungsprojektes finden regelmäßig sog. Praxiswerkstätten statt – Ein partizipatives Format für Bildner*innen der historisch-politischen Jugendbildung zu den Themen DDR, 1989/90 und Nachwendezeit.
Forschungsverbund: https://erbe89.de/
Forschungsprojekt: https://erbe89.de/geschichtsvermittlung/