Mit Dr. Enrico Heitzer
Datum: 30. September 2025
Uhrzeit: 15 bis 16 Uhr
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es in der sowjetischen Besatzungszone und der frühen DDR zunächst zu einer umfangreichen Verfolgung von NS-Tätern. Neben der sowjetischen Militärjustiz spielten dabei bald auch DDR-Strafverfolgungsbehörden eine zentrale Rolle. Das SED-Regime verstand sich als antifaschistischer Staat, in dem die Bestrafung nationalsozialistischer Verbrechen sowie eine grundlegende Entnazifizierung zu den zentralen Legitimationsnarrativen gehörten – auch in deutlicher Abgrenzung zur Bundesrepublik.
Doch wie konsequent war diese Verfolgung tatsächlich? Inwieweit lassen sich systematische Bemühungen um Aufklärung, Ahndung und Inhaftierung feststellen – und wo wurde die juristische Auseinandersetzung politisch instrumentalisiert, etwa im Kontext der Systemkonkurrenz des Kalten Krieges? Welche Rolle spielte Haft in diesem Zusammenhang – als Ort der Bestrafung, aber auch als Projektionsfläche staatlicher Selbstvergewisserung oder politischer Repression?
Der Vortrag bietet einen Überblick über die frühen Verfahren gegen NS-Belastete, die Haftbedingungen in sowjetischen Speziallagern und DDR-Strafanstalten sowie die Unterschiede zwischen sowjetischer und DDR-Justizpraxis. Zudem wird nach den Wirkungen dieser frühen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit gefragt.
Zur Person
Dr. Enrico Heitzer ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Sachsenhausen/Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Er forscht zur Geschichte der Geheimdienste, politischer Repression in der SBZ und DDR, zu sowjetischen Speziallagern und Militärtribunalen sowie zu memorialkulturellen Fragen.
Das Online-Seminar ist Teil der Reihe „Rechtsextreme hinter Gittern – von der Geschichte bis zur Gegenwart“ – eine Kooperation vom Lernort Keibelstraße und dem Polizeihistorischen Institut der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg.
Die Veranstaltung findet via zoom statt. Die Zugangsdaten werden Ihnen nach Anmeldung kurz vor der Veranstaltung zugesendet.
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